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Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Original Freiberger Pferdes


Caroli-Leberfibrose (CLF)



Donnerschlag in der Freibergerzucht

Die Ankündigung in einer Pressemitteilung Anfang November, dass 13 Hengste Träger der Krankheit «Caroli-Leberfibrose (CLF)» sind, hat wie eine Bombe in der Welt der Freibergerzüchter eingeschlagen. Es handelt sich um eine Erbkrankheit, die schlimme Folgen für den Freiberger haben kann.

Anfang November, kurz vor der Hengstselektion in Glovelier und wenige Monate vor der Decksaison 2012, hatte der Schweizerische Freibergerzuchtverband tatsächlich keine andere Wahl, als strenge und sofortige Massnahmen zu ergreifen, um die Krankheit auszurotten. Er beschloss unter anderem, die Träger unter den Zuchthengsten zu bezeichnen und ihre Namen zu veröffentlichen. Zudem wurden alle Kandidaten für die nationale Hengstselektion in Glovelier getestet und bei positivem Ergebnis nicht zur Selektion zugelassen.

Überraschung
Die grösste Überraschung ist, dass vor der berüchtigen Pressemitteilung keine Informationen durchsickerten. Die E-Linie und der Hengste Elu, der als Träger dieses Gendefekts betrachtet wird, waren auch in den Sitzungen zum Projekt für den Erhalt der bedrohten Hengstlinien, das seit 2001 im Gang war, nie Thema einer Diskussion. Die E-Linie ist auch die Hengstlinie mit dem niedrigsten Fremdblutanteil.

Elu wurde 1964 geboren und 25 Jahre lang als Deckhengst in der Zucht eingesetzt. In dieser Zeit wurde nie eine ungewöhnliche Anzahl von toten Fohlen bemerkt. Der Ursprung dieser Erbkrankheit könnte auch auf den Hengst Wigar zurückgehen, der im Jahre 1929 geboren wurde. Wigar ist der Gründer der Linien H und E. Und damit bekommt die steigende Inzuchtrate in der Freibergerzucht ein grosses Gewicht. Ein positiver Test kann auch nach mehreren Generationen auftreten - oder wie kann man sonst den Fall des Hengstes Lirius erklären, in dessen Abstammung die E-Linie erst bei seiner Urgrossmutter mütterlicherseits vorkommt?

Erbkrankheit: Eine Zeitbombe
Die Freibergerrasse ist in einem guten Zustand - wir sollten die Sache nicht dramatisieren. Aber die Caroli-Leberfibrose (CLF) müssen wir sehr ernst nehmen, da eine Erbkrankheit in einer Population mit ständig steigendem Inzuchtgrad eine Zeitbombe ist. Das ist unbestritten, die Fakten sind klar. Bei den 78 Kandidaten für Glovelier wurden 12 Trägerhengste ermittelt, was 15% entspricht. Das ist eine ernsthafte Warnung. Im Rückblick hat der Schweizerische Freibergerzuchtverband die richtigen Entscheidungen getroffen.

Steigender Inzuchtgrad
Eine weitere Pressemitteilung hat viele überrascht: Havane wurde vom schweizerischen Nationalgestüt aus der Zucht genommen, weil sein Verwandtschaftsgrad mit der aktuellen Stutenpopulation mehr als 16% beträgt. Das Nationalgestüt wollte damit auch ein starkes Signal aussenden zum Problem des zunehmenden Inzuchtgrades in der Freibergerpopulation. Ob es die gewünschte Wirkung haben wird bei den vielen männlichen und weiblichen Verwandten von Havane, die derzeit im Zuchtbuch eingetragen sind? Aktuell bin ich skeptisch, ob die stetige Zunahme der Inzucht innerhalb der Freiberger-Population - auch mit Massnahmen wie dem «virtuellen Fohlen» - effektiv gebremst werden kann. Immer mehr Stimmen rufen nach einer Blutauffrischung. Die Verantwortlichen des Schweizerischen Freibergerzuchtverbandes müssen diese Möglichkeit schnell erwägen. Es sei daran erinnert, dass seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit die Blutzufuhr von mehr als 150 fremden Hengsten das heutige Freibergerpferd erzeugt hat.

Kommunikation verbessern
Für die Zukunft scheint mir vor allem wichtig, dass die Kommunikation zwischen den zuständigen Stellen und den Züchtern verbessert wird, um Uneinigkeiten zuvorzukommen. Denn es sind die Züchter, die Opfer bringen müssen und unter den Folgen zu leiden haben. Schliesslich ist ohne die Kompetenz der Züchter keine Zucht möglich.

Jean-Pierre Graber
Übersetzung: Stefanie Meier

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