IG OFM

IG OFM

Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Original Freiberger Pferdes


Stationstest 2015 in Avenches


Stationstest 2015 in Avenches

Mein erster 'Einsatz' als Vorstandsmitglied der IGOFM
Bisher ging ich jeweils aus Neugier zum Abschlusstag des Stationstests nach Avenches. Als frischgebackenes Vorstandsmitglied der IGOFM war es diesmal etwas anders. Im Gestüt waren überraschenderweise nicht viele Besucher zu sehen. In der Reithalle hatte ich genügend Sicht, um den Junghengsten unter dem Sattel zuzusehen. Einige waren cool und gelassen, meisterten ihre Aufgaben gut, andere liessen ihren jugendlichen Unsinn heraus. Gegen Mittag strömten immer mehr Besucher auf das Gelände. Es wurden etwa 3000 Besucher gezählt.

Bei der Fahrprüfung am Nachmittag gab es Junghengste, die sich wie Profis präsentierten, einige waren etwas unkonzentriert, und es gab solche, die ihr Unbehagen mit Steigen zeigten. Am Spätnachmittag wurden die erfolgreichen Kandidaten bekannt gegeben. Es war, wie fast immer, spannend, welcher Hengst sich auf welchem Rang platzierte, und ob er sich nach der Selektion in der Reihenfolge steigerte oder nicht.

Anschliessend durfte ich auf Geheiss unseres Präsidenten als «Neuling» die Pressekonferenz des SFV besuchen.

Gewinner und Verlierer
Herzliche Gratulation den Besitzern der gekörten Hengste, und ein Dankeschön an die Gestütsmitarbeiter für die Präsentation und ihre Arbeit bei Wind und (nasskaltem) Wetter und an die Züchter und Aufzüchter, die ihre Zeit für die Youngster aufopferten.

Von den 23 Hengsten – ein neuer Rekord – wurden 14 gekört, und es sind auch alle 7 Linien wie in Glovelier vertreten. Die beiden Ersten aus Glovelier wurden nicht gekört. So etwas erlebe ich persönlich zum ersten Mal, dass zwei Gloveliergewinner den Stationstest nicht bestanden haben. Auch die beiden Hengstanwärter von ausländischen Besitzern, der «deutsche» Hengst Nussknacker und der «Italiener» Honey, kamen als Körhengste nicht zum Zuge.

Fremdblutanteil und Linien
Der höchste FB-Anteil beträgt 25.78%, der vor allem in der N-Linie sehr präsent ist, und der tiefste ist 2.34%. Die N-Linie hat es leider bis jetzt nicht geschafft, das FB zu senken, und der in Glovelier vorgestellte N-Hengst mit dem tiefsten FB von 8.01% hat nicht einmal die erste Hürde geschafft. Schade, denn es wäre züchterisch sehr interessant, wie viel «Noe-Genetik» in der Basis mitgenommen würde.

Wie gewöhnlich zeigt sich die N-Linie mit 4 Hengsten in der Überzahl. Die Linien H, E, V und L sind je mit 2 Hengsten vertreten. Bei der bedrohten V- Linie ist der einzige Makel, dass beide Hengste den gleichen Vater haben. Die Don- und C-Linien sind je mit einem Hengst vertreten.

Interessant ist die Linienverteilung mütterlicherseits: Die L und H-Linie sind je 5x vertreten, davon 3 L von Libero und 3 H aus der Hendrix-Unterlinie. Die E- und die bedrohte D-Linie sind je 1x vertreten, die N-Linie 2x. Die sportliche N-Linie ist bei den gekörten Hengsten mütterlicherseits bis jetzt nicht sehr oft vertreten, obwohl sie vor fast 23 Jahren in die Zucht eingeführt wurde.

Schaut man bei den Hengstmüttern weiter in die Vergangenheit, ist die Linienverteilung folgendermassen: 5x die H-Linie (4x Hendrix, 1x Haven-Unterlinie), 4x die C-Linie (2x Judäa), 2x die L-Linie und je 1x die E-, Q- und R-Linie. Beim genaueren Betrachten fällt auf, dass sich die H-Linie, vor allem die Hendrix-Unterlinie wie ein roter Faden durch die Freibergerzucht zieht. Daher sollte man der Mutterlinie viel mehr Beachtung schenken. Doch auch die Basislinien sind nicht ganz verschwunden.

Hengste für die Basiszucht
Zuerst ein grosses Dankeschön an die Besitzer dieser Hengste, die «solchen» Pferden die Chance geben und damit die Basis unterstützen.

Es wurden zwei Faktor-Basis-Hengste gekört:

Man sollte auch folgende Hengste in Betracht ziehen und Stuten mit max. 1.95% FB mit diesen Hengsten decken, so dass die Nachkommen in die Faktor-Basis-Gruppierung kommen:

Es gibt immerhin zwei gekörte Faktor-Basishengste aus der starken H-Linie. Doch seit der Beendigung des Projektes begleitende Paarung sinkt die Anzahl der Basis-Hengstanwärter noch drastischer. Wenn nicht gehandelt wird, dann ist die Basis in ein paar Jahren vollkommen verschwunden. Bei einer Annahme für die Öffnung des Zuchtbuches an der DV wird dies noch sehr beschleunigt. Wenn die Basis nicht mehr existiert, ist sie nicht nur verloren, sondern man kann sie nicht mehr zurückholen. Deshalb appelliere ich an jeden Basisstuten-Besitzer, mit Basishengsten zu decken und auchbedrohte Linien zu berücksichtigen, um auch die Basisstuten-Population zu erhöhen, die ann wiederum als Mütter der Basishengstanwärter eingesetzt werden können.

Infos der Pressekonferenz
Einige Länder haben die MwSt. massiv erhöht und der Euro macht momentan den Sinkflug. Somit verteuert sich der Export, der Import billiger, und man befürchtet, dass der Pferdemarkt mit Billigwaren im minderer Qualität überschwemmt wird.

In den Züchterkreisen werden die kritischen Stimmen über den jetzigen Verlauf des Stationstests immer lauter. Sie zweifeln an dem Erfolgsrezept und fragen sich, ob der Stationstest in jetzigen Form noch zeitgemäss ist. Der SFV bemüht sich um eine Lösung.

Eine weitere neue Problematik ist, dass sich 4 Tierschutzorganisationen zu einer Gruppe, die Alliance Animale Suisse, zusammengetan haben. Sie prangern die Freibergerzüchter öffentlich an (siehe Sonntagsblick vom 22.02.2015 und Tagesschau vom 26.02.2015), Fohlen mit Hilfe von Subventionen für die Metzgerei zu produzieren. Der SFV suchte das Gespräch direkt bei den Verantwortlichen. Doch leider ohne Erfolg, stattdessen lässt die AAS ihren Unmut lautstark via Medien verbreiten. Sie verlangt, dass die Prämie erst im Alter von 4 Jahren ausgezahlt wird. Der SFV sieht da die Schwierigkeit der Umsetzung, daher bleibt es vorläufig beim Alten.

Es wurde auch das Thema der Öffnung des Zuchtbuches für Frischblutzufuhr verkündet. Eine ganz konkrete Darstellung und Idee wurde nicht preisgegeben. Man werde dieses Thema an der DV erörtern und die Vor- und Nachteile präsentieren. Bei der Annahme durch die DV wird ein Masterplan für die Umsetzung des Programms erarbeitet, da es bis zum ersten einsatzfähigen Hengst 10 Jahre dauern würde. Bei Absage wird das Programm Frischblutzufuhr auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.

Text: Olga Saladin

Seitenanfang

IG OFM
Interessengemeinschaft zur Erhaltung
des Original Freiberger Pferdes