Hengstselektion 2014 in Glovelier
Die Hengstselektion fand am 10. und 11. Januar unter guten Konditionen und bei sehr mildem Wetter statt. Von anfänglich 64 angemeldeten Kandidaten reagierten 8 positiv auf den CLF-Test. Sie konnten sich in Glovelier nicht präsentieren. Zwei Kandidaten wurden aufgrund ihrer schlechten Gesundheit zurückgezogen.
So blieben 54 Hengste, davon zwei 4jährige, für die Präsentation vor der Jury aus Michel Queloz, Präsident, Martin Stegmann und Hugo Piller.
Nach dem ersten Umgang am Freitag wurden 12 Kandidaten für den Samstag nicht mehr zugelassen, 4 davon wegen des Stockmasses.
Am Samstag wurden von den 42 verbliebenen Kandidaten bis zum Mittag eine neue Serie von 12 Kandidaten ausgeschieden. Am Nachmittag begann die definitive Ausscheidung vor zahlreichen interessierten und aufmerksamen Zuschauern aus der ganzen Schweiz, aus Frankreich, Belgien, Deutschland und Italien.
In Sechsergruppen wurden die 30 Kandidaten zum letzten Mal vor der Jury vorgeführt, wovon 17 ausgewählt wurden für den 40tägigen Stationstest in Avenches.
Beim Schlussrapport kommentierten die Richter Michel Queloz und Martin Stegmann je in ihrer Sprache die Qualitäten der gewählten Hengste.
Vertretung der Linien
Die 55 Kandidaten der Selektion stammen aus 9 der 11 existierenden Blutlinien: H (Héroïque) 19 Kandidaten; N (Noé) 15 Kandidaten; C (Jurassien) 8 Kandidaten; E (Elu) 3 Kandidaten; R (Raceur) 3 Kandidaten; V (Vagabond) 3 Kandidaten; L (Alsacien) 2 Kandidaten; Don (Doktryner) 1 Kandidat; Q (Qui-Sait) 1 Kandidat. Die Linien D (Drapeau) und P (ex.N) (Nello) waren unter den Anmeldungen nicht vertreten.
Die 17 selektionierten Hengste vertreten 8 Blutlinien: N 4 Hengste, C 3, E 2, H 2, L 2, V 2, Q 1, R 1.
Der Kandidat der Don-Linie hat die Gunst der Jury nicht erhalten.
Unter den Anmeldungen stand die H-Linie wieder an der Spitze mit 19 Kandidaten vor der N-Linie mit 15 Kandidaten. Im Final setzte sich die N-Linie mit 4 selektionierten Kandidaten an die Spitze, während die H-Linie nur 2 von 19 Kandidaten qualifizieren konnte.
Entwicklung Fremdblutanteil
Die 2. Tabelle auf Seite 6 zeigt, dass der Fremdblutanteil der 55 angemeldeten Kandidaten zwischen 1.95% und 42.97% lag, bei einem Durchschnitt von 13.07% (13.69% im 2013), während bei den 17 ausgewählten Hengsten der Fremdblutanteil zwischen 2.34% und 42.97% liegt, hier mit einem Durchschnitt von 13.60% (11.24% im 2013), damit deutlich höher im Vergleich zu 2013.
Bedrohte Linien, Basispferde
Im Rahmen des Linienerhalts und der Erhaltung der Basispferde waren 22 Kandidaten angemeldet, davon 4 Faktor-Basis (2-4% FB) und ein Basis (0-2% FB).
Im Final wurden 9 davon selektioniert: 3 Hengste aus der C-Linie, 2 der E-Linie, davon ein Faktor-Basis, 2 aus der V-Linie, 1 aus der R-Linie und 1 Faktor-Basis aus der H-Linie.
Aus Sicht der IG OFM enttäuscht uns das Ergebnis nicht allzu sehr, denn die Anzahl Basis-Stuten mit 0% FB nimmt kontinuierlich ab und damit werden auch Fohlen mit 0% FB in Zukunft immer seltener werden. Die wenigen Basis-Hengste können alleine nicht alles richten. In diesem Jahr wurde also der einzige Basis-Kandidat mit 1.95%, Nr. 53 Charlot (Hippie/Hendrix/Estafette), nicht selektioniert.
Genetische Vielfalt und Verwandtschaftsgrad
Die Richterkommission hat neu mit 21 statt 18 Punkten benotet und besonders auf die genetische Vielfalt der Rasse wie auch auf den Verwandtschaftsgrad der präsentierten Hengste geachtet ohne grosse Zugeständnisse beim Exterieur oder den Gängen.
Zum ersten Mal wurde dieses Jahr der Verwandtschaftsgrad jedes Kandidaten mit der Zuchtstutenpopulation öffentlich bekannt gegeben. Der SFV hat einen Verwandtschaftskoeffizienten eingeführt einer Referenzpopulation, die aus allen Zuchtstuten besteht mit Jahrgang ab 1991 und Nachkommen zwischen 2001 und 2013, sowie allen Stuten der Jahrgänge 2007 bis 2011 (Total von 12'400 Stuten).
Der durchschnittliche Verwandtschaftsgrad der Kandidaten beträgt 13.69%. Hengste mit einem hohen Fremdblutanteil, besonders diejenigen aus der N-Linie, weisen fast alle einen unterdurchschnittlichen Verwandtschaftsgrad auf. Das erklärt sich dadurch, dass die drei Söhne von Noé (CH-Warmblut), Nico, Népal und Nestor Mütter der D-Linie (Damien) haben, die in der Stutenpopulation wenig vertreten sind. Die Grossmutter von Népal ist sogar eine Tochter von Berlincourt aus der schon lange ausgestorbenen B-Linie.
Die zwei Extremfälle sind Quattro (Quinto/Népal/Distel) mit dem tiefsten Verwandtschaftsgrad 9.84% und dem höchsten Fremdblutanteil 42.97% und umgekehrt Charlot (Hippie/Hendrix/Estafette), einem Basispferd, mit dem höchsten Verwandtschaftsgrad 16.50% und dem tiefsten Fremdblutanteil 1.95%. Man muss nur die beiden Abstammungen vergleichen, um diese Zahlen zu verstehen.
Die Diskussionen
Persönlich habe ich in den Diskussionen in Glovelier festgestellt, dass nicht nur die Verantwortlichen des SFV, sondern auch die Züchter anfangen, ohne Tabu über CLF, die genetische Vielfalt und die Probleme der Inzucht zu sprechen.
Die Züchter legen auch viel Wert auf Pferde mit gutem Charakter und guten Gängen.
Das bedeutet auch, dass die Informationen gut fliessen zwischen der Zuchtleitung und den Züchtern. Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft der Freiberger-Rasse.
Kampf gegen die steigende Inzucht
Bevor man auf Einkreuzungen zurückgreift was immer einfacher gesagt als getan ist , sollten wir meiner Meinung nach im Kampf gegen die Inzucht den unter den FM-Zuchthengsten noch vorhandenen Spielraum nutzen.
Wie das bei Don Flamingo gemacht wurde, genügt es, Hengste aus seltenen Linien häufiger zu benutzen, selbst wenn sie bei den Züchtern weniger beliebt sind. Denn auch diese Hengste wurden selektioniert und haben den Stationstest in Avenches bestanden.
Das Schicksal von Damiano du Puits und Relax ist inakzeptabel.
Die Sieger
Vor einem grossen, begeisterten Publikum wurde am Abend Carli (Canada/Lucky Boy/Judäa) von Jean-Martin und Alain Gigandet, Le Prédame, mit 24.50 Punkten zum grossen Sieger erklärt. Er wurde gefolgt von Calypso du Padoc (Coventry/Hermitage/Nejack) von Chantal und Guy Juillard-Pape, Damvant, mit 24 Punkten. Im dritten Rang Coquin (Cookies/ Natif des Aiges/Estafette) von Pierre Koller, Bellelay, mit 23.50 Punkten.
Herzlichen Glückwunsch an diese Züchter sowie an die IG-Mitglieder: Chantal und Guy Juillard-Pape, Damvant, mit den zwei Hengsten Calypso du Padoc, 2. Rang, und Nadal vom Meierhof, 8. Rang; Toni Weibel, Jonschwil, mit Lovari v. Kappensand, 10. Rang; Doris und Roger Jacober, Balanod, mit Ernest, 14. Rang.
Fazit
Einmal mehr war die perfekt organisierte Veranstaltung ein Erfolg. Ein grosses Dankeschön an die Organisatoren.
Wir möchten auch allen Züchtern und Hengstaufzüchtern zu ihrem Erfolg gratulieren.
Wir danken den Züchtern für ihre Ausdauer, mit der sie Jahr für Jahr mit viel Engagement Fohlen züchten und die besten Hengstfohlen aus den verschiedenen Linien aufziehen, damit die genetische Vielfalt und die Freiberger-Rasse erhalten werden kann.
Zum Schluss wünschen wir den 17 Hengstanwärtern einen unfallfreien Stationstest in Avenches, und hoffen, sie am 1. März am Final in Avenches wieder zu sehen.
Text: Jean-Pierre Graber
Übersetzung: Stefanie Meier
Interessengemeinschaft zur Erhaltung
des Original Freiberger Pferdes