Hengstselektion 2015 in Glovelier
Am vergangenen 9. und 10. Januar fand die Hengstselektion bei angenehmem Wetter statt. Am Freitag war es etwas windig und feucht, aber der Samstag war trocken und mild für die Jahreszeit. 65 Kandidaten waren angemeldet. Sie stammten aus 9 Zuchtlinien. 63 Kandidaten (2 fehlten) wurden vorgeführt vor der Jury aus Martin Stegmann, Präsident, Hugo Piller und Heinz Mägli. Für ein Mal war der Jura nicht vertreten in der Jury.
Das Vorgehen war wie üblich: 24 Kandidaten verliessen die Szene schon am Freitag, 11 am Samstag Morgen, und von den 30, die sich am Samstag Nachmittag nochmals der Jury präsentieren konnten, wurden 21 für den 40tägigen Stationstest in Avenches selektiert. Ein zahlreiches Publikum aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Belgien und Italien war angereist.
Die selektierten Hengste
Die 21 selektierten Kandidaten vertreten 7 Zuchtlinien:
Mütterlicherseits weisen die selektierten Tiere eine schöne Vielfalt der Abstammungen auf und das ist ein gutes Zeichen für den Erhalt eines möglichst geringen Verwandtschaftsgrades unserer Freiberger.
Die Vertreter der Linien Q (3) und R (2) konnten sich für den Stationstest nicht qualifizieren.
Kommentar Jury-Präsident
Der Präsident der Kommission, Martin Stegmann, hat auf die guten Qualitäten des Jahrgangs 2015 hingewiesen, was es erlaubte, 21 Kandidaten auszuwählen, davon 15 Braune und 6 Füchse mit unterschiedlichem Modell für die verschiedenen Einsatzzwecke der Freiberger. 14 kamen aus dem historischen Jura, 5 aus anderen Kantonen und je einer aus Deutschland und Italien eine Premiere in der Geschichte der Hengstselektionen in Glovelier. Ebenfalls selten ist es, dass mehr als 20 Pferde selektiert wurden. Schliesslich wies der Präsident auf die grossartigen Qualitäten der drei erst-rangierten Kandidaten hin.
Erhaltung Originalfreiberger
Zwei Basisfreiberger (0-2% Fremdblut) und fünf Faktor-Basis-Pferde (2.1-4% FB) waren angemeldet. Das entspricht 7 Pferden oder 10.7% der eingeschriebenen Kandidaten. Davon wurden 2 Faktor-Basis-Pferde selektiert für den Stationstest in Avenches.
Ich möchte auf den Einsatz der Hengstaufzüchter hinweisen, die Jahr für Jahr Hengstfohlen aufziehen, die eine grosse genetische Vielfalt repräsentieren, auch wenn der Erfolg sich manchmal nicht einstellt.
Für weitere Details zur genetischen Vielfalt und dem Fremdblutanteil enthalten die Resultat-Tabellen nützliche und wertvolle Angaben.
Die Sieger
Die Selektion endete mit einem musikalisch untermalten Schlussgang, während dessen die selektierten Hengste einzeln vorgeführt und von der Jury kommentiert wurden. Tagessieger war Longines du Clos Virat (Libéro/Nagano/Hendrix) von Chantal Pape Juillard aus Damvant.
Longines du clos Virat, Besitzerin: IG Mitglied Chantal Pape Juillard.
Foto: @ Nicole Soltermann
Im zweiten Rang HoldUp des Zoués (Hermitage/ Nagano/Elvis) von Jean Chêne aus Damvant et im dritten Rang Lionel (Lordon/Népal/Cardin) von Marc Froidevaux aus Saignelégier.
Wir gratulieren allen Züchtern und insbesondere den Mitgliedern der IG OFM zu ihrem Erfolg.
Chaumanne du Peupé, Besitzer: IG Mitglieder Guy und Chantal Juillard-Pape .
Enrice, Besitzer: IG Mitglieder Beat und Brigitte Limacher.
Hirano JF, Besitzer: IG Mitglied Roland Kathriner.
Fotos: @ Nicole Soltermann
Fazit
Einmal mehr haben die Organisatoren vollen Einsatz geleistet, um der Veranstaltung gewachsen zu sein. Ein grosses Dankeschön an den Besitzer des Platzes, die Gemeinde Haute-Sorne, an die jurassische Pferdezuchtgenossenschaft und die Genossenschaft Haut de la Vallée de la Sorne für ihren unermüdlichen Einsatz.
Nach dem Erfolg eines solchen Tages will ich aber auch Meinungsverschiedenheiten, Konflikte und Probleme ansprechen, die in der Presse und auf dem Platz in polemischer Art und Weise verbreitet wurden. Verschiedene Leute, Züchter und Persönlichkeiten haben sich gegen diese Verdächtigungen gestellt, die für das Image der Freiberger schädlich sind. Die Lösung der verschiedenen Probleme, die die Züchter beschäftigen, muss gemeinsam innerhalb des SFV gefunden werden, denn nichts ist jemals definitiv gelöst. Es geht um die Zukunft des Freibergers.
Schliesslich richte ich unseren Dank aus an die Züchter, die unermüdlich arbeiten, um die Zukunft der Freibergerrasse zu sichern. Wir wünschen den 21 Hengstanwärtern einen unfallfreien Stationstest in Avenches, und hoffen sie am 28. Februar am Final des 40tägigen Testes in Avenches anzutreffen.
Text: Jean-Pierre Graber
Übersetzung: Stefanie Meier
Erhalt der Linien: Unerbittliche Jury und enttäuschte Züchter
Rino FM, geboren 24.3.2011 (Redaktor/Chadock/Ribérac), zum zweiten Mal abgewiesen an der Selektion von Glovelier, kann er leider keinen Beitrag an die Erhaltung der gefährdeten R-Linie leisten.
Foto links: @ Véronique Erard-Guenot; Foto rechts: @ Michel Lambert
Thierry Froidevaux und Brigitte Favre haben ihren Hengstanwärter Rino von Redaktor/Chadock/Riberac zum zweiten Mail vorgeführt. Leider zeigten sich die drei in Glovelier amtierenden Richter einmal mehr unerbittlich und eliminierten am Freitag schon den 4jährigen Rino, einen der letzten Vertreter der R-Linie, und schlossen ihn von der Selektion für den 40tägigen Stationstest in Avenches aus.
Obwohl der Freibergerverband seit mehr als 10 Jahren empfiehlt, den Erhalt der Linien und die genetische Vielfalt der Rasse zu beachten, erleben wir leider die Tatsachen komplett anders. Die jungen Besitzer von Rino mussten erneut diese bittere Erfahrung machen. Harte Realität und eine grosse Enttäuschung für sie, nachdem sie auf dieses Pferd gesetzt hatten und es ein weiteres Jahr als Hengst gehalten hatten.
Gewiss hätten die Besitzer Rino im Falle seiner Körung den Züchtern zur Verfügung gestellt im Gegensatz zum Geschehen bei Damiano du Puits und Relax, zwei Hengsten aus bedrohten Linien im Besitz des Nationalgestüts, welches sie sorgfältig in seinen Ställen hält, während sie praktisch keine Stuten decken. Auch so kann man sein Gewissen beruhigen, indem man Hengste aus aussterbenden Linien kört und sie danach nicht einsetzt, unter dem Vorwand, dass die Züchter sie nicht wollten.
Andere Zeiten andere Sitten (der Richter). Hätten diese heutigen Richter 1972 in Glovelier die Hengste beurteilt, wäre die H-Linie schon längst ausgestorben. 1971 präsentierte sich ein kleiner dreijähriger Hengstanwärter, gezüchtet in Glovelier, vor den Richtern. Das Pferd war ansprechend, spätreif, aber es versprach gute Eigenschaften. Das Urteil der Richter: Zurückweisung für ein Jahr mit der Erlaubnis, etwa zwanzig Stuten zu decken.
1972 präsentierte sich dieses 4jährige Pferd vor den Richtern in Glovelier. Die Richter setzten auf die Zukunft dieses Hengstes und anerkannten ihn. Das haben sie gut gemacht, denn der Hengst deckte jahrelang in der Genossenschaft Schwarzenburg, die ihn kaufte.
Sie haben es erraten: Es handelte sich um Hunter. Ohne die Weitsicht der damaligen Jury wäre dieser Hengst einfach nicht anerkannt worden und dadurch die H-Linie ausgestorben. Er war tatsächlich die letzte Möglichkeit zur Erhaltung dieser Linie. Heute kennt man den Erfolg der H-Linie und doch hing deren Überleben an einem Faden. Ich bin der Ansicht, dass sich die heutigen Zuchtverantwortlichen vom Fall Hunter inspirieren lassen sollen und daran denken sollen, dass die Zucht nicht immer nur ein Fall von Reglementen ist.
Hunter FM, geboren 1968 (Hésitant/Héroïque/Radieux), 1972 4jährig anerkannt, war der einzigartige Retter der heutigen, sehr beliebten H-Linie.
Foto: @ Schweizer Nationalgestüt SNG, Avenches
Text: Jean-Pierre Graber
Übersetzung: Stefanie Meier
Interessengemeinschaft zur Erhaltung
des Original Freiberger Pferdes